Was uns trennt

Schulterzuckende Ignoranz, milde Herablassung, kaum verhohlene Missgunst – um Einigkeit der Puppentheater-Szene in Deutschland ist es schlecht bestellt. Zwei Zeitschriften, einige Verbände – in inniger Abneigung zu den jeweils anderen wurschteln sie vor sich hin. Woran liegt es, dass eine Kunst, die sich, doch relativ genau umrissen, zur theatralen Beseelung unbeseelter Materie bekennt, so zerrissen …

O Wort, du Wort (Teil 1)

„Dokke“ hätte die Rettung sein können. Das alte deutsche Wort wurde einst für Spielzeug-Puppen verwendet. Es wurde von dem Wort „Puppe“, das aus dem Lateinischen kam, verdrängt. In alten Schriften trifft man die „Dokke“ noch manches Mal, so gab es in der Spielzeugstadt Nürnberg damals „Dokkenmacher“. Hätte sich diese Bezeichnung durchgesetzt, dann würden kleine Mädchen …

Meschke „Grenzüberschreitungen“

Im Untertitel heißt dieses Buch „zur Ästhetik des Puppentheaters“. Das hat mich interessiert. Einer Ästhetik im wörtlichen Sinne einer „Lehre von der Wahrnehmung“ widmet sich das Buch allerdings nur anekdotisch. Es gibt Versuche der Systematisierung, in erster Linie aber ist es eine Künstlerbiografie mit Gedanken zur Wirkungsweise des Puppentheaters. Texte wie das Buch von Michael Meschke gibt …

Zwei großen Fragen

Was die Dramaturgie des Puppentheaters betrifft, gibt es für mich zwei entscheidende Fragen: Wie funktioniert Puppentheater? Ist der Kasper der Kasper? Oder stellt er den Kasper dar? Oder ist er ein Stück Holz, das im Auge des Betrachter zum Kasper wird? Oder ist er ein Medium, das den Kasper des Spielers an den Betrachter vermittelt? Oder ruft …

Eine Übersetzung

Penny Francis ist die Grand Old La­dy des britischen Puppentheaters. Ihre Erfahrungen hat sie in Puppetry: A Reader in Theater Practice zusammengefasst. Ein gut gemachtes Buch, das alle Aspekte der Kunstform beleuchtet. So heißen die Kapitel „Approach“, „Related Arts“, „Techniques“, „In Performance“, „Dramaturgy“, „Aesthetics“ und „History“. Ich habe es per Fernleihe bekommen, und bisher nur durchgeblättert. …

Cappelletto lesen (Teil 1)

Ich fasse hier den Aufsatz THE PUPPET’S PARADOX von Chiara Cappelletto zusammen. In akademischer Redlichkeit definiert Cappelletto zu Beginn ihres Aufsatzes den Begriff der puppet. Er ist für sie Inbegriff der menschen-körperlichen Trägheit, ein Spiel für Kinder und einfache Geister, faszinierend in seiner Unheimlichkeit. Eine besondere Karriere stellt sie für die Puppe im Bereich der …

Zamir: „Puppets“

Eine weitere enttäuschende Lektüre. Obwohl in einer angesehen Zeitschrift veröffentlicht, (Critical Inquiry) kommt auch dieser Artikel nicht über Allgemeinplätze hinaus. Wieder geht es um die Subjekt-Objekt-Beziehung von Puppe und Puppenspieler. Zamir arbeitet sich dafür leider an bekannten aber wenig hilfreichen literarischen Figuren ab, um dann festzustellen: „Pinocchio is not really a puppet“. So geht es ihm …

Der Biber

„Männer können seine Gefühle nicht zeigen“ hieß das 1995er Album von Fischmob und davon handelt auch „The beaver“, wie er im amerikanischen Original heißt. Wie in dem Film „Lili“, wird die männliche Sprachlsoigkeit um einen weiteren Aspekt ergänzt: „Männer können seine Gefühle nur über die Puppe zeigen“. Interessantes Thema, grundsätzlich, das Fragen nach Selbstwahrnehmung, Spiel und …

Steinmann „Theaterpuppen“

P.K. Steinmann: Theaterpuppen – ein Handbuch in Bildern Mit diesem Buch macht sich P.K. Steinmann daran, die Formen der Puppen und Figuren überhaupt erst einmal zu systematisieren. Die schönen schematischen Zeichnungen verschaffen eine gute Übersicht uns sind praktisch zum Nachschlagen oder als Inspirationsquelle. Steinmanns Bezeichnungen wie „Humanette“ muss man nicht mögen; sie haben sich – nach …

Unerreichbar

The Routledge Companion to Puppetry and Material Performance  Im Jahr 2011 gab es an der Universität von Connecticut eine „International Scholar Puppetry Conference“. Erklärtes Ziel der Zusammenkunft war „to explore new approaches to critical thinking and theorizing about puppetry and performing objects“ (genau das, was auch dieser Blog will!). Die lange angekündigte Dokumentation ist jetzt …